• Termine
  • Bilder
  • Sprache
  • Regie
  • Video
  • Vita
  • Presse

Regie

PLACEBO von Andrew Vachss / Landungsbrücken Frankfurt, 2012

DSC_6130

Ein Mann in einem Keller. Er bleibt lieber im Dunkeln. Er fühlt sich wohler darin. Sein Aktionsradius ist klein. Er schützt den Mikrokosmos des Gebäudes, in dem er lebt. Er arbeitet an einer Maschine gegen Monster. Und erzählt aus seiner Welt.”

DSC_6128
Der Text PLACEBO ist im Erzählungsband BORN BAD von Andrew Vachss erschienen.
Die offizielle deutsche Internetseite des Autors ist www.vachss.de

Fotos: Nele Hornburg

Schreiben Sie einen Kommentar




NEVERMORE! Die Akte Poe / Mainzer Kammerspiele 2009

Ein Stück über die letzten Tage von Edgar Allan Poe

Probe 1 Juni (2)

Amerika im Herbst 1849. Der von Geldnöten geplagte Schriftsteller Edgar Allan Poe ist auf dem Weg zu einer Lesung in Philadelphia. Im Zug begegnet er dem geheimnisvollen Geschwisterpaar Smith, die ihm im Auftrag eines gewissen Mr. Reynolds eine Redakteursstelle bei ihrer Literaturzeitschrift anbieten. Das vermeintliche Treffen mit Reynolds in einem heruntergekommenen Hotel in Baltimore allerdings, wird für Poe immer mehr zum Alptraum. Er wird des Mordes beschuldigt.


immer tiefer wird er hinein gesogen in den Mahlstrom seiner eigenen Geschichten und seiner Biographie. Was ist wirklich? Was ist Traum? Mehr und mehr verirrt sich Poe in diesem Labyrinth aus Andeutungen und Anschuldigungen aus dem ein Entkommen unmöglich scheint…

Probe 1 Juni (50)

Basierend auf den Tatsachen um den ungeklärten Tod von Edgar Allan Poe entfaltet Nevermore! Die Akte Poe ein theatrales Panoptikum der Lebens- und Gedankenwelt Edgar Allan Poes, in der der Ahnvater der modernen Horror- und Detektivgeschichte seinen eigenen Dämonen begegnet.

Von und mit:

Thordis Howe, Raija Siikavirta, Dietmar Bertram, Christoph Maasch

DSCN1669

Text: Christoph Maasch / Mitarbeit Dietmar Bertram

Puppen: Dietmar Bertram

Schreiben Sie einen Kommentar




KITCHEN von Vanessa Badham / Landungsbrücken Frankfurt, 2009

Bügeln

Helen und Owen sind jung, frisch, motiviert und Erfolg ist ihr zweiter Vorname. Sie arbeiten emsig an ihren Karrieren, am privaten Glück und auch an der Vermögenssicherung, die momentan noch die Gestalt einer Eigentumswohnung mit Blick auf eine Stahlfabrik hat. Beide arbeiten im Personalmanagement. Sie verschlanken behäbige und kostenintensive Betriebsstrukturen und ermöglichen überflüssig gewordenen Mitarbeitern einen Neustart in der freien Wirtschaft.

Doch das private Glück landet jäh im Soll, als Owen seinen Job verliert und sich aufgrund seiner augenblicklich aufgelaufenen Schulden innerhalb des Beziehungskonzerns zur Hausarbeit abkommandiert sieht. Immer weiter in die Schuldenfalle rutschend erfährt Owen nun am eigenen Leib die Probleme eines aus der Arbeit Gefallenen. Und er muß den Kampf aufnehmen gegen seine übermächtige Küchen-Konzern-Chefin Helen.

Pfanne C

Vanessa Badhams Stück ist eine böse Farce auf die radikale Marktwirtschaft, die die Gesellschaft bis in die kleinste Zelle infiltriert: die Beziehung. Ausbeutung, Überwachung und Arbeitskampf sind nunmehr an der Tagesordnung. Die Küche als Ort des häuslichen Friedens, als viel beschworener eigener Herd, wird hier zum Schlachtfeld des Kapitalismus, auf dem sich die Kontrahenten im wahrsten Sinne des Wortes zerfleischen.

Von und mit Svenja Assmann und Christoph Maasch.

Schreiben Sie einen Kommentar




SPQR/reloaded – Die TheaterSoap nach Shakespeares Titus Andronicus

SPQR/reloaded – Die TheaterSoap nach Shakespeares Titus Andronicus

„Wer zum Schwert greift wird durch das Schwert fallen, Wer den Wind sät, erntet den Sturmwind, Auge um Auge Zahn um Zahn”
Was hier so erfrischend biblisch angetrailert wird, findet in Shakespeares früher Rachetragödie Titus Andronicus schaurige Vollendung. Mit vierzehn Morden auf offener Szene, inklusive Vergewaltigung, Verstümmelung, Menschenopfer und Kannibalismus erfüllt das Drama den gesamten Katalog menschlicher Grausamkeiten und ist damit vermutlich das blutigste Stück der Dramengeschichte.
In der Rezeption des Stückes finden sich markige Sprüche wie: „Hätte Titus Andronicus einen sechsten Akt hätte sich Shakespeare an den Zuschauern der ersten Reihe vergriffen. Ernster äußert sich beispielsweise der Lietraturwissenschaftler Harold Bloom, der den Andronicus für eine Parodie auf das Werk von Christopher Marlowe hält. Gleichviel, der Andronicus bildet eine Welt in der das Auge um Auge, Zahn um Zahn gleich dutzendweise abgefeiert wird.
Worum es geht? Nun, der Feldherr Titus kehrt nach einem jahrelangen Feldzug gegen die feindlichen Goten zurück nach Rom, in Schlepptau die Gotenkönigin, ihre Söhne und den intriganten Mohren Aaron. Was er nicht weiß, der alte Kaiser hat sein Leben ausgehaucht und nun liegen seine Söhne im Streit um die Erbfolge. Da kommt der alte Titus genau recht, um die Streithähne zu beruhigen. Der jüngere, Bassisianus, hätte gerne, daß Titus Kaiser wird aber der winkt ab, weil er sich jetzt doch lieber irgendwo (vielleicht in der Toscana) auf sein Altenteil zurückziehen möchte. Also soll er jetzt entscheiden wer Kaiser wird. Titus entscheidet sich für Saturninus, den man bereits von Anfang an im Verdacht hat, daß der seinen Job sicher eher eigennützig versehen würde. Vorher allerdings läßt er den ältesten Sohn der Tamora (was die Gotenkönigin ist) zerhacken und den Götter opfern (er spielt also nicht lange mit). Grund genug also für die Königin auf Rache zu Sinnen. Da kommt ihr der Saturninus grade recht. Der nämlich will sich bei Titus für die Wahl bedanken, indem er dessen Tochter zur Kaiserin macht. Da diese (Lavinia ist ihr Name) das aber gar nicht will, weil sie den Bassianus liebt, fliehen diese Beiden unter den Augen des Vaters, der in Wut über die Entscheidung der Tochter den jüngsten seiner Söhne eigenhändig tötet (echt wahr, das passiert alles im ersten Akt). Damit nicht genug, er verstößt seinen ältesten Sohn, der die Tat des Vaters nicht billigt. Saturninus, der natürlich ausgesprochen sauer über die Demütung durch Lavinia ist nimmt sich stattdessen die Gotenkönigin zur Frau (liegt ja nah), die wiederum darin eine Chance für Rache im Namen des ermordeten Ältesten sieht. Was man zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Sie hat ein Verhältnis mit dem Mohren Aaron, von dem man ahnt, das er mit Sicherheit der cleverste von dem ganzen Haufen ist, er sagt nämlich nichts im ersten Akt. Dafür handelt er sehr stringend und schickt immer andere vor (außer bei der Königin, das erledigt er selbst). Nun, um es kurz zu machen. Es wird eine Intrige gesponnen, der nacheinander die Androniker zum Opfer fallen. Also: Bassianus wird von Chiron und Demetrius ermordet (achso, das sind die noch lebenden Söhne der Tamora), Lavinia wird vergewaltigt und verstümmelt, sodaß sie die Namen der Peiniger nicht verraten kann. Den Mord an Bassianus schieben sie den Söhnen des Andronicus in die Schuhe, die dafür enthauptet werden. Vorher allerdings, fordert noch Aaron im Namen von Saturninus die rechte Hand von Titus, für das Leben der bereits hingerichteten Söhne (er hat also gelogen). Damit sind wir am ende des dritten Aktes angekommen. Die nachfolgenden Akte bringen Tod und  Zerstörung (wer hätte das gedacht!) Natürlich fliegt die Intrige von Aaron und Tamora auf und die Androniker sinnen auf Rache. Um es kurz zu machen: Tamora und Aaron haben ein Kind zusammen. Um das zu vertuschen, muß die Amme aus dem Weg geräumt werden. Die Androniker ihrerseits haben einen ausgefeilten Plan durch den sie es bewerkstelligen, die Söhne der Tamora in eine Falle zu locken, um (wer hätte das gedacht) sie zu töten und zu Pasteten zu verarbeiten und sie der Mutter zum Essen anzubieten. Da sie zu einem Versöhnungsbankett eingeladen wurden, nehmen Saturninus und Tamora die Einladung gerne an. Das Essen bleibt ihnen im Hals stecken. Titus tötet Tamora, Saturninus Titus (oh, das ist vergessen worden: vor den Augen von des Kaiserpaares tötet Titus seine Tochter Lavinia, da sie seiner Ansicht tot besser dran ist als lebendig [Lavinia teilt diese Meinung nicht]). Nun, um den Bottich voll zu machen: Lucius (für alle, die es vergessen haben – der verbannte älteste Sohn von Titus) kehrt pünktlich zum Showdown zurück nach Rom, um endlich Frieden zu stiften. Er führt ein Heer an, in dem Goten Seite an Seite mit Römern kämpfen gegen das Heer von Saturninus, bei dem ebenfalls Goten wie Römer Seite an Seite kämpfen. Zum Schluß also versteht keiner mehr, warum man eigentlich noch kämpft und gegen wen…ach Aaron wird aufgehängt und das Kind wird an Waldbewohner abgegeben.
Das ganze klingt etwas nach einer Mixtur aus „Dallas”, „Denver Clan”, „Nackt unter Kannibalen” und „Ein Zombie hing am Glockenseil” und irgendwie geht es auch in diese Richtung. Infolgedessen schien es der richtige Stoff um eine fünfteilige Soap daraus zu machen.

SPQR-reloaded – Die TheaterSoap

SPQR/reloaded war die erste Eigenproduktion des integrativen Theaterfestivals Grenzenlos Kultur vol. 6 das alljährlich im September im Mainzer KUZ außergewöhnliches Theater aus ganz Europa zeigt.

Rom, Ort der Handlung, ist Sinnbild einer Welt, die sich am Banalen ebenso ergötzt wie am Brutalen. Mord, Totschlag, Schändung und Verstümmelung sind hier die Mittel zur Befriedigung dunkler Triebe.
Der Mensch ist nicht nur als Theaterzuschauer Voyeur von Gewalt und Diskriminierung. Als Fernsehzuschauer steht ihm neben Gewalt jeder Couleur auch Herzschmerz im großen Soap-Angbot sowie die häufig unfreiwillige Tragikomik der Reality-Shows zur Verfügung. Mit SPQR-reloaded wird Titus Andronicus in mehrfacher Hinsicht in die medial konnotierte Welt des 21. Jahrhunderts übertragen, der Stoff in diesem neuen Kontext aktualisiert, auf seine dramatische Tragkraft und auf die Unausweichlichkeit der Gewaltspirale fokussiert.

Die Soap als beliebtes serielles Fernsehformat steht Pate für dieses Inszenierungskonzept. Eng dem Shakespeare-Text folgend, werden Intrigen gesponnen und Freunde verraten, wird die große Liebe beschworen und wieder vergessen, werden Zweckbündnisse geschlossen und zerstört, all das im Halbstundentakt.

Die Idee von SPQR ist, Shakespeares Titus Andronicus als Daily Soap in fünf Teilen zu erzählen. Die Gewalt, die sich hier als archaisches Rachebachanal manifestiert, trifft die Zuschauer von SPQR-reloaded unmittelbar, konfrontiert sie mit ihrer Schaulust und entfaltet sich aus ihrer Mitte heraus. Nicht zuletzt wird die Inszenierung damit einem oft zitierten Slogan des Fernsehens gerecht: „Mittendrin, statt nur dabei.” SPQR-reloaded spielt im Stammhaus der italienischen Edelrestaurantkette SPQR. Die Zuschauer sitzen an Tischen im Zuschauerraum und werden mit Rotwein verköstigt, der ganze Raum wird bespielt. Um die atmosphärische Dichte und die Nähe zum Geschehen zu bewahren, sollte die Zuschauerzahl auf 80-100 Personen begrenzt sein.

Die Sprache Shakespeares und seine Dramaturgie werden beibehalten. Das Stück wird nahezu ungestrichen, mit leichten Eingriffen, in der klassischen Übersetzung von August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck gespielt.

Dass der Schauplatz in ein Restaurant verlegt wird, ist neben der Unmittelbatkeit der Spielsituation auch Symbol der fortwährenden „Einverleibungen” bis hin zum finalen Mahl der Gotenkönigin. In SPQR konkurrieren zwei gastronomische Familienbetriebe darum, einander zu schlucken. So ist der Konflikt die Konfrontation zweier Restaurantketten, der Versuch des Restaurants SPQR und der gotischen Imbißkette Gotenkrone einander in feindlicher Übernahme zu besiegen, den Unterlegenen im eigenen Familienbetrieb aufgehen zu lassen.

Gespielt wird die TheaterSoap an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Jede Folge ist zwischen 35 und 45 Minuten lang.

Folge 1 Gute Römer – Schlechte Römer
Folge 2 Verbotene Triebe
Folge 3 Nachschlag
Folge 4 Wo Leben nur noch Atem holen ist
Folge 5 Was auf den Tisch kommt, wird gegessen

„Was bisher geschah” und „Cliffhanger” zu Anfang und Ende jeder Folge betonen den seriellen Charakter. Jede Folge wird durch eine Puppenspielerin eingeleitet. Vor der ersten Folge macht sie die Zuschauer mit dem Kosmos von SPQR vertraut, vor den anderen vier Folgen gibt sie jeweils eine kurze Zusammenfassung der vorangegangenen Folge. Ein dramatischer „Freeze” der Handlung oder ein sich neu andeutender Konflikt bilden den jeweiligen Schluß einer Episode.
Aufgrund der ironisch überspitzten Darstellung der Gewalt des Stücks, sollte die Veranstaltung nur für Zuschauer ab sechzehn Jahren freigegeben werden.

Comics, Songs und Speisekarten

Um den Soap-Charakter von SPQR-reloaded zu betonen, haben wir ein System entworfen, wie es ähnlich auch hinter einer Fernsehsoap steht, dies sind hier Fotografien der Darsteller, Gewinnspiele, Speisekarten, eine eingängige Titelmelodie und Comics rund um die Handlungsstränge der einzelnen Folgen. Insbesondere die Comics öffnen den Blick auf die Welt hinter dem Geschehen auf der Bühne. In den Comics werden Handlungen erzählt, die auf der Bühne nicht dargestellt werden, etwa die mißglückte Befreiung der verurteilten Söhne des Titus Andronicus durch Lucius, oder es werden Fragestellungen beantwortet, mit denen man dem Text begegnen kann, zum Beispiel die Frage, was eigentlich mit den Frauen von Titus und Marcus passiert ist. Die Comics und Speisekarten (diese geben Aufschluß über Besetzung und „Schwund” des Darstellungspersonals von Folge zu Folge) liegen auf den Zuschauertischen aus und sind Details, die dem Zuschauer Orientierung im TheaterSoap-System geben. Liest der Zuschauer sie nicht, so kann er der Handlung aber dennoch folgen. Natürlich sind die Comics zudem ein Verweis auf die Populär-Kultur unserer Zeit, ebenso die zur Dekoration gehörigen täglich wechselnden Kinoplakate in einem großen Goldrahmen oder die Auswahl der Puppen, Figuren aus Disney-Filmen, die fast ausnahmslos den Juniortüten von McDonalds entstammen.

SPQR/reloaded – Die TheaterSoap nach Shakespeares Titus Andronicus

„Wer zum Schwert greift wird durch das Schwert fallen, Wer den Wind sät, erntet den Sturmwind, Auge um Auge Zahn um Zahn”
Was hier so erfrischend biblisch angetrailert wird, findet in Shakespeares früher Rachetragödie Titus Andronicus schaurige Vollendung. Mit vierzehn Morden auf offener Szene, inklusive Vergewaltigung, Verstümmelung, Menschenopfer und Kannibalismus erfüllt das Drama den gesamten Katalog menschlicher Grausamkeiten und ist damit vermutlich das blutigste Stück der Dramengeschichte.
In der Rezeption des Stückes finden sich markige Sprüche wie: „Hätte Titus Andronicus einen sechsten Akt hätte sich Shakespeare an den Zuschauern der ersten Reihe vergriffen. Ernster äußert sich beispielsweise der Lietraturwissenschaftler Harold Bloom, der den Andronicus für eine Parodie auf das Werk von Christopher Marlowe hält. Gleichviel, der Andronicus bildet eine Welt in der das Auge um Auge, Zahn um Zahn gleich dutzendweise abgefeiert wird.
Worum es geht? Nun, der Feldherr Titus kehrt nach einem jahrelangen Feldzug gegen die feindlichen Goten zurück nach Rom, in Schlepptau die Gotenkönigin, ihre Söhne und den intriganten Mohren Aaron. Was er nicht weiß, der alte Kaiser hat sein Leben ausgehaucht und nun liegen seine Söhne im Streit um die Erbfolge. Da kommt der alte Titus genau recht, um die Streithähne zu beruhigen. Der jüngere, Bassisianus, hätte gerne, daß Titus Kaiser wird aber der winkt ab, weil er sich jetzt doch lieber irgendwo (vielleicht in der Toscana) auf sein Altenteil zurückziehen möchte. Also soll er jetzt entscheiden wer Kaiser wird. Titus entscheidet sich für Saturninus, den man bereits von Anfang an im Verdacht hat, daß der seinen Job sicher eher eigennützig versehen würde. Vorher allerdings läßt er den ältesten Sohn der Tamora (was die Gotenkönigin ist) zerhacken und den Götter opfern (er spielt also nicht lange mit). Grund genug also für die Königin auf Rache zu Sinnen. Da kommt ihr der Saturninus grade recht. Der nämlich will sich bei Titus für die Wahl bedanken, indem er dessen Tochter zur Kaiserin macht. Da diese (Lavinia ist ihr Name) das aber gar nicht will, weil sie den Bassianus liebt, fliehen diese Beiden unter den Augen des Vaters, der in Wut über die Entscheidung der Tochter den jüngsten seiner Söhne eigenhändig tötet (echt wahr, das passiert alles im ersten Akt). Damit nicht genug, er verstößt seinen ältesten Sohn, der die Tat des Vaters nicht billigt. Saturninus, der natürlich ausgesprochen sauer über die Demütung durch Lavinia ist nimmt sich stattdessen die Gotenkönigin zur Frau (liegt ja nah), die wiederum darin eine Chance für Rache im Namen des ermordeten Ältesten sieht. Was man zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Sie hat ein Verhältnis mit dem Mohren Aaron, von dem man ahnt, das er mit Sicherheit der cleverste von dem ganzen Haufen ist, er sagt nämlich nichts im ersten Akt. Dafür handelt er sehr stringend und schickt immer andere vor (außer bei der Königin, das erledigt er selbst). Nun, um es kurz zu machen. Es wird eine Intrige gesponnen, der nacheinander die Androniker zum Opfer fallen. Also: Bassianus wird von Chiron und Demetrius ermordet (achso, das sind die noch lebenden Söhne der Tamora), Lavinia wird vergewaltigt und verstümmelt, sodaß sie die Namen der Peiniger nicht verraten kann. Den Mord an Bassianus schieben sie den Söhnen des Andronicus in die Schuhe, die dafür enthauptet werden. Vorher allerdings, fordert noch Aaron im Namen von Saturninus die rechte Hand von Titus, für das Leben der bereits hingerichteten Söhne (er hat also gelogen). Damit sind wir am ende des dritten Aktes angekommen. Die nachfolgenden Akte bringen Tod und  Zerstörung (wer hätte das gedacht!) Natürlich fliegt die Intrige von Aaron und Tamora auf und die Androniker sinnen auf Rache. Um es kurz zu machen: Tamora und Aaron haben ein Kind zusammen. Um das zu vertuschen, muß die Amme aus dem Weg geräumt werden. Die Androniker ihrerseits haben einen ausgefeilten Plan durch den sie es bewerkstelligen, die Söhne der Tamora in eine Falle zu locken, um (wer hätte das gedacht) sie zu töten und zu Pasteten zu verarbeiten und sie der Mutter zum Essen anzubieten. Da sie zu einem Versöhnungsbankett eingeladen wurden, nehmen Saturninus und Tamora die Einladung gerne an. Das Essen bleibt ihnen im Hals stecken. Titus tötet Tamora, Saturninus Titus (oh, das ist vergessen worden: vor den Augen von des Kaiserpaares tötet Titus seine Tochter Lavinia, da sie seiner Ansicht tot besser dran ist als lebendig [Lavinia teilt diese Meinung nicht]). Nun, um den Bottich voll zu machen: Lucius (für alle, die es vergessen haben – der verbannte älteste Sohn von Titus) kehrt pünktlich zum Showdown zurück nach Rom, um endlich Frieden zu stiften. Er führt ein Heer an, in dem Goten Seite an Seite mit Römern kämpfen gegen das Heer von Saturninus, bei dem ebenfalls Goten wie Römer Seite an Seite kämpfen. Zum Schluß also versteht keiner mehr, warum man eigentlich noch kämpft und gegen wen…ach Aaron wird aufgehängt und das Kind wird an Waldbewohner abgegeben.
Das ganze klingt etwas nach einer Mixtur aus „Dallas”, „Denver Clan”, „Nackt unter Kannibalen” und „Ein Zombie hing am Glockenseil” und irgendwie geht es auch in diese Richtung. Infolgedessen schien es der richtige Stoff um eine fünfteilige Soap daraus zu machen.

SPQR-reloaded – Die TheaterSoap

SPQR/reloaded war die erste Eigenproduktion des integrativen Theaterfestivals Grenzenlos Kultur vol. 6 das alljährlich im September im Mainzer KUZ außergewöhnliches Theater aus ganz Europa zeigt.

Rom, Ort der Handlung, ist Sinnbild einer Welt, die sich am Banalen ebenso ergötzt wie am Brutalen. Mord, Totschlag, Schändung und Verstümmelung sind hier die Mittel zur Befriedigung dunkler Triebe.
Der Mensch ist nicht nur als Theaterzuschauer Voyeur von Gewalt und Diskriminierung. Als Fernsehzuschauer steht ihm neben Gewalt jeder Couleur auch Herzschmerz im großen Soap-Angbot sowie die häufig unfreiwillige Tragikomik der Reality-Shows zur Verfügung. Mit SPQR-reloaded wird Titus Andronicus in mehrfacher Hinsicht in die medial konnotierte Welt des 21. Jahrhunderts übertragen, der Stoff in diesem neuen Kontext aktualisiert, auf seine dramatische Tragkraft und auf die Unausweichlichkeit der Gewaltspirale fokussiert.

Die Soap als beliebtes serielles Fernsehformat steht Pate für dieses Inszenierungskonzept. Eng dem Shakespeare-Text folgend, werden Intrigen gesponnen und Freunde verraten, wird die große Liebe beschworen und wieder vergessen, werden Zweckbündnisse geschlossen und zerstört, all das im Halbstundentakt.

Die Idee von SPQR ist, Shakespeares Titus Andronicus als Daily Soap in fünf Teilen zu erzählen. Die Gewalt, die sich hier als archaisches Rachebachanal manifestiert, trifft die Zuschauer von SPQR-reloaded unmittelbar, konfrontiert sie mit ihrer Schaulust und entfaltet sich aus ihrer Mitte heraus. Nicht zuletzt wird die Inszenierung damit einem oft zitierten Slogan des Fernsehens gerecht: „Mittendrin, statt nur dabei.” SPQR-reloaded spielt im Stammhaus der italienischen Edelrestaurantkette SPQR. Die Zuschauer sitzen an Tischen im Zuschauerraum und werden mit Rotwein verköstigt, der ganze Raum wird bespielt. Um die atmosphärische Dichte und die Nähe zum Geschehen zu bewahren, sollte die Zuschauerzahl auf 80-100 Personen begrenzt sein.

Die Sprache Shakespeares und seine Dramaturgie werden beibehalten. Das Stück wird nahezu ungestrichen, mit leichten Eingriffen, in der klassischen Übersetzung von August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck gespielt.

Dass der Schauplatz in ein Restaurant verlegt wird, ist neben der Unmittelbatkeit der Spielsituation auch Symbol der fortwährenden „Einverleibungen” bis hin zum finalen Mahl der Gotenkönigin. In SPQR konkurrieren zwei gastronomische Familienbetriebe darum, einander zu schlucken. So ist der Konflikt die Konfrontation zweier Restaurantketten, der Versuch des Restaurants SPQR und der gotischen Imbißkette Gotenkrone einander in feindlicher Übernahme zu besiegen, den Unterlegenen im eigenen Familienbetrieb aufgehen zu lassen.

Gespielt wird die TheaterSoap an fünf aufeinanderfolgenden Tagen. Jede Folge ist zwischen 35 und 45 Minuten lang.

Folge 1 Gute Römer – Schlechte Römer
Folge 2 Verbotene Triebe
Folge 3 Nachschlag
Folge 4 Wo Leben nur noch Atem holen ist
Folge 5 Was auf den Tisch kommt, wird gegessen

„Was bisher geschah” und „Cliffhanger” zu Anfang und Ende jeder Folge betonen den seriellen Charakter. Jede Folge wird durch eine Puppenspielerin eingeleitet. Vor der ersten Folge macht sie die Zuschauer mit dem Kosmos von SPQR vertraut, vor den anderen vier Folgen gibt sie jeweils eine kurze Zusammenfassung der vorangegangenen Folge. Ein dramatischer „Freeze” der Handlung oder ein sich neu andeutender Konflikt bilden den jeweiligen Schluß einer Episode.
Aufgrund der ironisch überspitzten Darstellung der Gewalt des Stücks, sollte die Veranstaltung nur für Zuschauer ab sechzehn Jahren freigegeben werden.

Comics, Songs und Speisekarten

Um den Soap-Charakter von SPQR-reloaded zu betonen, haben wir ein System entworfen, wie es ähnlich auch hinter einer Fernsehsoap steht, dies sind hier Fotografien der Darsteller, Gewinnspiele, Speisekarten, eine eingängige Titelmelodie und Comics rund um die Handlungsstränge der einzelnen Folgen. Insbesondere die Comics öffnen den Blick auf die Welt hinter dem Geschehen auf der Bühne. In den Comics werden Handlungen erzählt, die auf der Bühne nicht dargestellt werden, etwa die mißglückte Befreiung der verurteilten Söhne des Titus Andronicus durch Lucius, oder es werden Fragestellungen beantwortet, mit denen man dem Text begegnen kann, zum Beispiel die Frage, was eigentlich mit den Frauen von Titus und Marcus passiert ist. Die Comics und Speisekarten (diese geben Aufschluß über Besetzung und „Schwund” des Darstellungspersonals von Folge zu Folge) liegen auf den Zuschauertischen aus und sind Details, die dem Zuschauer Orientierung im TheaterSoap-System geben. Liest der Zuschauer sie nicht, so kann er der Handlung aber dennoch folgen. Natürlich sind die Comics zudem ein Verweis auf die Populär-Kultur unserer Zeit, ebenso die zur Dekoration gehörigen täglich wechselnden Kinoplakate in einem großen Goldrahmen oder die Auswahl der Puppen, Figuren aus Disney-Filmen, die fast ausnahmslos den Juniortüten von McDonalds entstammen.

Schreiben Sie einen Kommentar






  • Seiten:
    • Impressum/Kontakt /Datenschutzerklärung
  • Linkliste Kollegen
    • Compagnie Marram / Dietmar Bertram
    • Hans-Jürgen Feldhaus
    • Harald Preis
    • Jochen Till
    • Katrin Zurborg
    • Prisca Ludwig
  • Linkliste Projekte
    • Menschenhund
    • Schauspielareal
    • SchönerDenken
    • Sprechbude.de
    • TUSCH-Frankfurt
  • Linkliste Theater
    • Die Dramatische Bühne
    • Landungsbrücken Frankfurt
    • Mainzer Kammerspiele
    • paradiesmedial
  • Linkliste Z
    • The Zero
  • Kategorien:
    • Allgemeines
    • Bilder
    • Presse
    • Regie
    • Sprache
    • Stücke
    • Termine
    • Video
    • Vita
    • Workshops
  • Läuft mit Wordpress

    Slidingdoor Design von Wayne